Richtlinie 3.00
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Fachl. Anforderungen für die ordentliche Mitgliedschaft

Fachbereich "Technisch gefertigte Schriften"

Richtlinie 3.00

 

 

Vorwort

 

Der Status eines Sachverständigen für Forensische Schriftuntersuchung (GFS) für den Fachbereich "Technisch gefertigte Schriften" soll in Übereinstimmung mit den satzungsgemäßen Zielen der Gesellschaft nach innen und außen dokumentieren, dass das Mitglied die besonderen wissenschaftlichen Qualifikationskriterien dieses Fachgebiets erfüllt und zur verantwortlichen Erstattung einschlägiger Gutachten im Dienst der Rechtsprechung befähigt ist. Dies setzt u. a. voraus, dass der Sachverständige den erforderlichen allgemeinen und speziellen Anforderungen genügt und dass er sich verpflichtet, durch regelmäßiges Studium der Fachliteratur und Teilnahme an geeigneten Fortbildungsveranstaltungen die Entwicklung seines Fachgebiets in Forschung und Praxis mitzuvollziehen.

 

 

Allgemeine Anforderungen

 

Neben fachspezifischen Fähigkeiten soll der Sachverständige bereichsübergreifende Kenntnisse auf folgenden Gebieten nachweisen:

  • Zivil- und Strafprozessrecht in den für Sachverständige relevanten Bereichen.
  • Gesetzliche Voraussetzungen und sonstige öffentlich-rechtliche Vorschriften für die Bestellung, Beauftragung und Gutachtenerstattung des Sachverständigen sowie dessen Rechte, Pflichten und Haftung.
  • Grundlagen und Aufbau des Sachverständigengutachtens.
  • Kostenabrechnung bzw. Entschädigung des Sachverständigen.
  • Erkennen von formalen und inhaltlichen Fehlern der Begutachtung und deren Kontrolle.
  • Untersuchungsansätze in forensischen Nachbargebieten und fallspezifische Kooperationsmöglichkeiten.
  • Technik des systematischen Literaturstudiums und methodische Voraussetzungen zum Verständnis der Fachliteratur und zur fachgerechten Durchführung eigener Untersuchungen.

 

 

Spezielle Anforderungen

 

Der Sachverständige für technisch gefertigte Schriften ist qualifiziert für die Begutachtung von maschinenschriftlichen und kopiertechnischen Erzeugnissen aller Art zur Ermittlung ihrer Echtheit, zur Identifizierung des Schrifturhebers sowie zur Ermittlung ihrer Entstehungsbedingungen im Dienste der Rechtsprechung. Dazu gehören insbesondere fundierte Kenntnisse auf folgenden Teilgebieten der Disziplin:

  • Funktionsweisen der verschiedenen Schreibmaschinen-, Drucker- und Kopiersysteme.
  • Systembestimmung von Schreibmaschinen, Druckern und Kopiersystemen.
  • Identifizierung von Schreibmaschinen, Druckern und Kopierern.
  • Untersuchung von Faxkopien.
  • Bewertung von Merkmalen zur Geräteidentifizierung.
  • Methoden der computergestützten Untersuchung und -vergleichung technisch gefertigter Schriften.
  • Kriterien zur Altersbestimmung von technisch gefertigten Schriften.
  • Techniken der Vermessung an technisch gefertigten Schriftzeichen, u.a. zur Bestimmung von Mehrfacheinspannungen.
  • Spezielle einschlägige physikalisch-technische Untersuchungsverfahren und ihre praktische Handhabung (z.B. zur Schreibmitteldifferenzierung).
  • Anforderungen an das Schriftmaterial und erforderliche Informationen über Anknüpfungstatsachen für Handschriftuntersuchungen.
  • Textidentifizierung auf Farb- und Korrekturbändern.
  • Möglichkeiten und Grenzen der Verwertung von Kopierprodukten sowie der Durchschläge von maschinenschriftlichen Vorlagen.
  • Identifizierung von Urhebern technisch gefertigter Schriften (u.a. Schreibnormen, individuelle Gestaltung).
  • Anforderungen an das Schriftmaterial und erforderliche Informationen über Anknüpfungstatsachen für die Untersuchung technisch gefertigter Schriften.

 

 

Literaturquellen

 

Zum selbständigen Studium der Fachliteratur eignen sich insbesondere folgende Monographien, Herausgeberbände, Einzelveröffentlichungen und Zeitschriften:

 

 

Literatur zu den allgemeinen Anforderungen:

 

Bayerlein, W (Hrsg.). (1990). Praxishandbuch Sachverständigenrecht. München: Beck. BRD)

 

Bleutge, P. (1992). Gesetz über die Entschädigung von Zeugen und Sachverständigen. Kommentar. (2. Auflage). Essen: Verlag für Wirtschaft und Verwaltung. Hubert Wingen. (BRD)

 

Jessnitzer, K., fortgeführt von Frieling, G. (1992). Der gerichtliche Sachverständige. Ein Handbuch für die Praxis. (10. neu bearbeitete Auflage). Köln: Heymanns. (BRD)

 

Kube, E., Störzer, H. U. & Timm, K. J. (Hrsg.). (1992 u. 1994). Kriminalistik. Handbuch für Praxis und Wissenschaft, Band I u. II. Stuttgart: Boorberg.

 

Schünemann, B. (1984). Aktuelle strafprozessrechtliche Probleme des Schriftgutachtens. Mannheimer Hefte für Schriftvergleichung, 10, 3-21.

 

Vermerk: Die mit (BRD) gekennzeichneten Titel sind vorrangig für Mitglieder aus der Bundesrepublik Deutschland relevant. Für Mitglieder aus anderen Ländern gelten die einschlägigen Titel aus der dortigen Fachliteratur.

 

 

Grundlagenliteratur zu "technisch gefertigte Schriften":

 

Atteson, R. G. (1995). Introduction to Document Image Processing Techniques. Boston: Artech House.

 

Baier, P. E. (1996). Maschinenschreiben und forensische Urheberidentifizierung. In: Günther, H. & Ludwig, O. (Hg.): Schrift und Schriftlichkeit. Berlin-New York: De Gruyter.

 

Ellen, D. (1997). The Scientific Examination of Documents. London: Taylor & Francis.

 

Hecker, M. R. (1993). Forensische Handschriftenuntersuchung. Heidelberg: Kriminalistik Verlag.

 

Hilton, O. (1982). Scientific Examination of Questioned Documents. New York: Elsevier. (insbes. Kap. 8 - 17).

 

Haas, J. (1972): Atlas der Picaschriften. Stuttgart: Selbstverlag. Haas, J. & Haas, B. (1986): Atlas der Schreibmaschinenschriften. Stuttgart: Selbstverlag

 

 

Weitere Einzelbeiträge können der "Mannheimer Bibliographie für Schriftvergleichung und Urkundenprüfung" entnommen werden.

 

 

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